Das Buch ist der ontologischen Bedeutung der Weltschöpfung (Kosmogonie) und anderer generativer Prozesse (Theogonie, Anthropogonie u. a.) sowie auch dem Verhältnis der Kosmogonie zum Ritual gewidmet. Ein Versuch wird unternommen, die Rolle verschiedener mythologischer und ritueller Tätigkeiten für innere Stabilität des Kosmos zu bestimmen. Es handelt sich hauptsächlich um das Problem der Erhaltung des Gleichgewichtes in einem nach bestimmten Regeln organisierten Kosmos, um den Kampf zwischen göttlichen und chtonischen Elementen. Die theoretische Konzeption des Autors beruht auf dem Begriff des Archetypus (von Jung und weiter bis zu eigenen originellen Interpretationen) und des archetypischen Schemas. Mittels dieser Konzeption werden mehrere Mythen und Rituale verschiedener mythopoetischer Traditionen analysiert und teilweise neu interpretiert.
Das Vorwort von V.N. Toporov bereitet den Leser auf das Verständnis der theoretischen Konzeption des Autors vor. Die Verschiedenheit analysierter Texte sei nicht eine „zerstreuende“ Methode, sondern ein gültiges Argument, das die Integrität der ganzen Theorie bestätigen kann.
Das Buch wird in sechs größere Kapitel geteilt: I. Literatur und Mythologie; II. Mythologie und Kosmogonie; III. Mythologie und Volkskunde; IV. Mythos und Ritual; V. Mythos und Geschichte; VI. Mythos und Held.
Im ersten Kapitel sind zwei unabhängige Artikel enthalten. Der erste von ihnen — Mythologische Struktur des Verbrechens und Wahnsinnes in der Erzählung von Puschkin „Pique-Dame“ — schlägt eine psycho-philosophische Interpretation einzelner Motive des berühmten Werkes vor. Der zweite ist ein Aufsatz mit dem Titel Ritter und Seele, in welchem das Problem des Verhältnisses zwischen der Psyche und der Natur in Undina von F. De la Motte Fouqué untersucht wird.
Im zweiten großen Kapitel werden dem Leser ein theoretischer Aufsatz (Kosmologie und Archetyp) und zwei konkrete mythologische Studien über die Bedeutung der chtonischen Kräfte (Mythologische und kosmogonische Quellen des Motivs des heimlichen Zuschauens in Zusammenhang zum Motiv des Verbotes und Der Schlaf des Gottes) vorgestellt.
Im einzigen Artikel des dritten Teils (Mythologische Quellen der Ankunft des toten Bruders) wird ein in der Volkskunde ziemlich bekanntes und mehrmals untersuchtes Motiv mit neuen möglichen Interpretationen bereichert.
Das vierte Kapitel ist für das Veständnis der wissenschaftlichen Konzeption des Autors sehr wichtig. Im Artikel Zwei Kosmogonien: die „reale“ und die „rituelle“ wird die Entwicklung der Beziehung zwischen realem Ereignis, Mythos und Ritual erklärt. Demselben Thema, aber diesmal auf psychologischer Ebene, wird der nächste Artikel Ritual und Bewußtsein gewidmet. Im letzten Aufsatz des Kapitels, der mit dem Titel Ritual als Programm für Tätigkeit erscheint, wird die ewige „philosophische“ Frage über die Herkunft (in diesem konkreten Fall — die Herkunft des Rituals) gestellt. Dafür wird der Begriff des „Protorituals“ vorgeschlagen und die Figur eines hypothetischen Programmisten eingeführt. Jedenfalls bleibt die Frage offen, weil der Autor keine kategorischen Schlüsse aus seinen Beobachtungen zieht.
Zum Ausgangspunkt für den Artikel Tinte und Blut oder das Geheimnis von Graal, den der Leser im fünften Kapitel des Buches findet, ist ein Buch des italienischen Wissenschaftlers F. Zambon über einen mittelalterlichen Roman von Joseph von Arimathie geworden. In diesem Fall wird die archetypische Bedeutung einiger konkreter Bilder (Tinte, Licht, Gefängnis) hervorgehoben.
In dem Artikel Der Tod von Herakles des letzten sechsten Kapitel wird das Bild von Herakles hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt seiner antichtonischen Substanz untersucht. Analysiert wird jede Art von Kontakt des Helden mit Elementen und Phänomenen der chtonischen Welt sowohl auf der Ebene des „archetypischen Schemas“, als auch auf der Ebene der auf der Bedeutung bestimmter Rituale basierenden Interpretation. Dazu werden die Begriffe „Wahnsinn“, „Reinigung“, „Opfer“ u. a. noch einmal untersucht und einige mythologische Motive, deren Hauptfigur Herakles ist, neu interpretiert. Der Artikel ist der Analyse mehrerer Argumente gewidmet: Der wahnsinnige Held, Der reinigende Held, Das Opfer des Herakles, Heldentaten, Der Raub des Monsters, Held und Tier, Äpfel der Unsterblichkeit, Fell und Tunika. Die Forschungsergebnisse führen zu dem Schluß, daß Herakles in der griechischen Mythologie ein dem „chtonischen Untergrund“ entgegenwirkender Held ist, genau so wie ein anderer griechischer Held Perseus (s. den Aufsatz Perseus und Gorgonen), der in seinem Kampf gegen chtonische Wesen die olympischen Götter und damit auch den Kosmos von destruktiven Kräften rettet.