Im vorliegenden Buch bringt das Autorenkollektiv die Schilderung und Analyse verschiedener Eheschliessungformen im Mittel- und Südosteuropa. Etliche Völker werden im Rahmen der Staatsgrenzen der gegenwärtigen Länder betrachtet. Die chronologischen Rahmen der Studie umfassen das XIX. — Anfang des XX. Jhs.

Das Buch besteht aus einer Einleitung und acht Kapiteln, jedes von denen sich auf ein Volk (oder Völker) eines europäischen Landes bezieht: Polen, Sorben, Völker der Tschechoslowakei und Jugoslawiens, Bulgaren, Rumänen, Albaner und Griechen. Alle Kapitel sind nach einem einheitlichen Prinzip verfasst, was eine Vergleichung des dargelegten Materials ermöglicht.

Verfasser weisen auf den Zusammenhang zwischen den Ehescliessungformen und dem Entwicklungsniveau der sozial-ökonomischen Verhältnisse hin. Solche Erscheinungen, wie die Anteilnahme der Gemeinde an der Eheschliessung ihrer Mitglieder, die künstliche Verwandschaft, Alters- und Geschlechtsvereine, die Auswahl des Ehepartners auf Grund von Prinzipien der sozialen und lokalen Endogamie erhielten sich bei den Völkern von Mittel- und Südosteuropa nicht gleichermassen.

Der eigentlichen Hochzeit gingen in der Regel die Brautwerbung, und Verlobung voran. Bei grosser Variabilität bei verschiedenen Völkern gibt es nur einen Sinn dieser Aktionen, u. z. die Vollendung der Auswahl des Ehepartners und seine weite Kundgebung und der Vertrag über die materielle Existenzgrundlage des künftigen Ehebündnisses. Seltener schloss man Ehen ohne Freirei — das sind sogennante «Raubehe» und «Brautrauh» u. a.

Die eigentliche Hochzeit stellt das zentrale Moment des ganzen Hochzeitszyklus dar, wenn das Ehebündnis geheiligt und mit den Aktionen von drei Kategorien verankert wurde — mit dem traditionellen Brauch, der kirchlichen Trauung und der Zivilregistrierung. Obwohl diese Aktionen bei den untersuchenden Völkern verschiedenweise miteinander sich vereinnigten, galt in der Lebenspraxis die Hochzeit nach den Bräuchen als wiechtigste Aktion.

Die Bräuche nach der Hochzeit verankerten den neuen sozialen Status der Eheschliessenden, die Einnahme des neuen Mitgliedes in die Gemeinde und die gegenseitigen Beziehungen zwischen zwei sich verschwägerten Familien und weiteren Menschengemeinschaften.

Im Buch wird eine Mannigfaltigkeit des Inhalts und der Funktionen des Hochzeitskomplexes hervorgehoben, werden Brauchhandlungen, Symbole, Verbalformeln geschildert, deren Entstehung auf verschiedene Epochen zurückreicht. Sie reflektieren soziale, rechtliche, sittlich-ethische, religiöse Vorstellung der Menschen dieser Epochen.

Die ethnokulturellen Besonderheiten der untersuchenden Völker werden durch die angewandte bildende Kunst und Lied- und Tanzschaffen erhellt.

Im Buch werden Tendenzen der Entwicklung des Hochzeitsbrauchtums verdeutlicht: bei der Erhaltung der traditionellen Handlungen und Symbole veränderte sich ihre Auffassung und funktionale Bedeutung.