(глава шестнадцатая)
Auf dem Wolkenstein (на Волькенштайне)
189. Frau Kunkel hatte sich hinsichtlich ihrer Trinkfestigkeit geirrt (фрау Кункель заблуждалась относительно своей устойчивости к опьянению; die Trinkfestigkeit; fest — крепкий). Vielleicht vertrug sie nichts, weil sie seit der Hochzeit ihrer Schwester, Anno 1905, aus der Übung gekommen war (возможно, она не вынесла этого, потому что со времен свадьбы ее сестры в Анно в 1905 году она отвыкла /от спиртного/; aus der Übung kommen — отвыкнуть, разучитьсячто-либоделать; die Übung — упражнение, тренировка). Tatsache ist, dass sie am Tage nach ihrer Ankunft in Bruckbeuren mit einem katastrophalen Ölkopf aufwachte (факт, что на следующее утро после прибытия в Брукбойрен она проснулась с ужасной головной болью; die Tatsache). Sie konnte sich an nichts mehr erinnern, und ihr Frühstück bestand aus Pyramidon (она не могла ничего вспомнить, и ее завтрак состоял из пирамидона; aus etwas bestehen — состоятьизчего-либо).
»Wie war das eigentlich gestern Nacht (что было, собственно, вчера вечером)?« fragte sie. »Habe ich sehr viel Blödsinn geredet (я много чуши наговорила)?«
»Das wäre nicht so schlimm gewesen (это было бы не так страшно)«, meinte Hilde. »Aber Sie begannen die Wahrheit zu sagen (но Вы начали говорить правду)! Deswegen musste ich ununterbrochen mit Doktor Hagedorn tanzen (поэтому мне пришлось беспрерывно танцевать с доктором Хагедорном; unterbrechen — прерывать).«
»Sie Ärmste (Вы, бедняжка)!«
»Das nun wieder nicht (я бы так не сказала). Aber meine weißen Halbschuhe drückten entsetzlich (но белые туфли ужасно жали). Und das durfte ich mir nicht anmerken lassen (а я не должна была этого показывать: «дать по себе заметить»; anmerken— замечать). Sonst hätte er nicht mehr tanzen wollen (иначе он не захотел бы больше танцевать), und dann wären sämtliche Geheimnisse, die wir vor ihm haben, herausgekommen (и тогда бы все секреты, которые у нас от него есть, вышли бы наружу).«
»Eines Tages wird er sie ja doch erfahren müssen (когда-нибудь он же их узнает)!«
»Gewiss, meine Dame (разумеется, моя дама = милочка). Aber weder am ersten Abend, noch von meiner angetrunkenen Tante, die gar nicht meine Tante ist (но не в первый вечер и не от моей подвыпившей тетки, которая мне вовсе не тетка).«
189. Frau Kunkel hatte sich hinsichtlich ihrer Trinkfestigkeit geirrt. Vielleicht vertrug sie nichts, weil sie seit der Hochzeit ihrer Schwester, Anno 1905, aus der Übung gekommen war. Tatsache ist, dass sie am Tage nach ihrer Ankunft in Bruckbeuren mit einem katastrophalen Ölkopf aufwachte. Sie konnte sich an nichts mehr erinnern, und ihr Frühstück bestand aus Pyramidon.
»Wie war das eigentlich gestern Nacht?« fragte sie. »Habe ich sehr viel Blödsinn geredet?«
»Das wäre nicht so schlimm gewesen«, meinte Hilde. »Aber Sie begannen die Wahrheit zu sagen! Deswegen musste ich ununterbrochen mit Doktor Hagedorn tanzen.«
»Sie Ärmste!«
»Das nun wieder nicht. Aber meine weißen Halbschuhe drückten entsetzlich. Und das durfte ich mir nicht anmerken lassen. Sonst hätte er nicht mehr tanzen wollen, und dann wären sämtliche Geheimnisse, die wir vor ihm haben, herausgekommen.«
»Eines Tages wird er sie ja doch erfahren müssen!«
»Gewiss, meine Dame. Aber weder am ersten Abend, noch von meiner angetrunkenen Tante, die gar nicht meine Tante ist.«
190. Frau Kunkel rümpfte die Stirn (фрау Кункель нахмурила лоб). Sie fühlte sich beleidigt (она чувствовала себя обиженной). »Und was geschah dann (а что было потом; geschehen — случаться)?« fragte sie unwillig (спросила она недовольно).
»Dann hat Johann Sie ins Bett gebracht (потом Иоганн уложил Вас в постель).«
»Um des Himmels willen (Боже мой)!« rief Tante Julchen (воскликнула тетя Юлечка). »Das hat mir noch gefehlt (этого мне еще не хватало)!«
»Das hat Johann auch gesagt (то же самое сказал Иоганн). Aber es musste sein (но так надо было). Sie forderten nämlich einen Herrn nach dem anderen zum Tanzen auf (Вы стали приглашать на танцы одного мужчину за другим; fordern — требовать; auffordern — приглашать /например, на танец/; настоятельно просить). Erst tanzten Sie mit Herrn Spalteholz, einem Fabrikanten aus Gleiwitz (сначала Вы танцевали с господином Шпальтехольцем, фабрикантом из Гляйвица); dann mit Mister Sullivan, einem englischen Kolonialoffizier (потом с мистером Салливаном, английским колониальным офицером; das Holz spalten — колотьдрова); dann mit Herrn Lenz, einem Kunsthändler aus Köln (потом с господином Ленцем, коммерсантом из Кёльна); schließlich machten Sie sogar vor dem Oberkellner einen Knicks, und da fanden wir's an der Zeit, Sie zu beseitigen (наконец, Вы сделали книксен даже старшему кельнеру, и вот тут мы решили, что вас пора удалить; beseitigen — устранять; die Seite — сторона).«
Frau Kunkel sah puterrot aus (фрау Кункель сидела красная, как индюк; der Puter — индюк). »Habe ich schlecht getanzt (я плохо танцевала)?« fragte sie leise (тихо спросила она).
»Im Gegenteil (напротив). Sie haben die Herren mit Bravour herumgeschwenkt (Вы лихо кружили партнеров; die Bravour [-wur] — блестящееисполнение, виртуозность). Man war von Ihnen begeistert (они были в восторге от Вас).«
Die alte, dicke Dame atmete auf (пожилая толстая дама вздохнула). »Und hat sich der Doktor erklärt (а господин доктор объяснился)?«
»Wollen Sie sich deutlicher ausdrücken (извольте выражаться точнее)?« fragte Hilde.
»Hat er die vierte Frage hinter der Tür gestellt (он задал четвертый вопрос за дверью; stellen — ставить; die Frage stellen — задаватьвопрос)?«
»Ach so! Sie haben gestern Nachmittag gehorcht (вчера днем Вы подслушивали)! Nein, die vierte Frage hat er nicht gestellt (нет, четвертый вопрос он не задал).«
190. Frau Kunkel rümpfte die Stirn. Sie fühlte sich beleidigt. »Und was geschah dann?« fragte sie unwillig.
»Dann hat Johann Sie ins Bett gebracht.«
»Um des Himmels willen!« rief Tante Julchen. »Das hat mir noch gefehlt!«
»Das hat Johann auch gesagt. Aber es musste sein. Sie forderten nämlich einen Herrn nach dem anderen zum Tanzen auf. Erst tanzten Sie mit Herrn Spalteholz, einem Fabrikanten aus Gleiwitz; dann mit Mister Sullivan, einem englischen Kolonialoffizier; dann mit Herrn Lenz, einem Kunsthändler aus Köln; schließlich machten Sie sogar vor dem Oberkellner einen Knicks, und da fanden wir's an der Zeit, Sie zu beseitigen.«
Frau Kunkel sah puterrot aus. »Habe ich schlecht getanzt?« fragte sie leise.
»Im Gegenteil. Sie haben die Herren mit Bravour herumgeschwenkt. Man war von Ihnen begeistert.«
Die alte, dicke Dame atmete auf. »Und hat sich der Doktor erklärt?«
»Wollen Sie sich deutlicher ausdrücken?« fragte Hilde.
»Hat er die vierte Frage hinter der Tür gestellt?«
»Ach so! Sie haben gestern Nachmittag gehorcht! Nein, die vierte Frage hat er nicht gestellt.«
191. »Warum denn nicht (почему же нет)?«
»Vielleicht war keine Tür da (наверное, потому, что там не было двери)«, meinte Fräulein Tobler. »Außerdem waren wir ja nie allein (кроме того, мы ни на минуту не оставались наедине).«
Frau Kunkel sagte: »Ich verstehe Sie ja nicht ganz, Fräulein Hilde (не совсем понимаю Вас, фройляйн Хильда).«
»Meines Wissens verlangt das auch kein Mensch (насколько мне известно, этого никто и не требует).«
»So ein arbeitsloser Doktor, das ist doch kein Mann für Sie (он безработный доктор, это ведь не муж для Вас). Wenn ich bedenke, was für Partien Sie machen könnten (подумать только, какие партии Вы могли бы сделать; die Partíe)!«
»Werden Sie jetzt nicht ulkig (не смешите; ulkig — потешный)!« sagte Hilde. »Partien machen (сделать /выгодные/ партии)! Wenn ich das schon höre (что я такое слышу)! Eine Ehe ist doch kein Ausflug (брак — это не экскурсия)!« Sie stand auf, zog die Norwegerjacke an und ging zur Tür (она встала, надела лыжную куртку и пошла к двери). »Kommen Sie (пойдемте)! Sie sollen Ihren Willen haben (пусть будет по-Вашему). Wir werden eine Partie machen (мы сделаем партию /= эскурсию, вылазку/)!«
Tante Julchen schusselte hinterher (тетя Юлечка засеменила вслед). Auf der Treppe musste sie umkehren, weil sie die Tasche vergessen hatte (на лестнице ей пришлось повернуть обратно, так как она забыла сумку). Als sie in der Halle eintraf, standen die andern schon vor der Hoteltür und warfen nach dem schönen Kasimir mit Schneebällen (когда она спустилась в холл, остальные уже стояли перед дверью отеля и кидали снежки в симпатичного Казимира).
Sie trat ins Freie und fragte (она вышла на улицу и спросила): »Wo soll denn die Reise hingehen (куда мы отправимся в путешествие: «куда же должно пойти путешествие»)?«
Herr Schulze zeigte auf die Berge (господин Шульце показал на горы). Und Hagedorn rief (а Хагедорн крикнул): »Auf den Wolkenstein (на Волькенштайн)!«
Tante Julchen schauderte (тетя Юлечка содрогнулась). »Gehen Sie immer voraus (идите вперед)!« bat sie (попросила она). »Ich komme gleich nach (я Вас сейчас догоню). Ich habe die Handschuhe vergessen (я забыла перчатки; der Handschuh).«
Herr Kesselhuth lächelte schadenfroh und sagte (господин Кессельгут злорадно усмехнулся и сказал): »Bleiben Sie nur hier (оставайтесь здесь). Ich borge Ihnen meine (я Вам одолжу свои).«
191. »Warum denn nicht?«
»Vielleicht war keine Tür da«, meinte Fräulein Tobler. »Außerdem waren wir ja nie allein.«
Frau Kunkel sagte: »Ich verstehe Sie ja nicht ganz, Fräulein Hilde.«
»Meines Wissens verlangt das auch kein Mensch.«
»So ein arbeitsloser Doktor, das ist doch kein Mann für Sie. Wenn ich bedenke, was für Partien Sie machen könnten!«
»Werden Sie jetzt nicht ulkig!« sagte Hilde. »Partien machen! Wenn ich das schon höre! Eine Ehe ist dochkein Ausflug!« Sie stand auf, zog die Norwegerjacke an und ging zur Tür. »Kommen Sie! Sie sollen Ihren Willen haben. Wir werden eine Partie machen!«
Tante Julchen schusselte hinterher. Auf der Treppe musste sie umkehren, weil sie die Tasche vergessen hatte. Als sie in der Halle eintraf, standen die andern schon vor der Hoteltür und warfen nach dem schönen Kasimir mit Schneebällen.
Sie trat ins Freie und fragte: »Wo soll denn die Reise hingehen?«
Herr Schulze zeigte auf die Berge. Und Hagedorn rief: »Auf den Wolkenstein!«
Tante Julchen schauderte. »Gehen Sie immer voraus!« bat sie. »Ich komme gleich nach. Ich habe die Handschuhe vergessen.«
Herr Kesselhuth lächelte schadenfroh und sagte: »Bleiben Sie nur hier. Ich borge Ihnen meine.«
192. Als Frau Kunkel die Talstation der Drahtseilbahn erblickte, riss sie sich los (увидев нижнюю станцию канатной дороги, Кункель бросилась бежать; dieTalstation; dasTal— долина; sichlosreißen— вырваться). Die Männer mussten sie wieder einfangen (мужчинам пришлось схватить ее). Sie strampelte und jammerte, als man sie in den Wagen schob (она дрыгала ногами и вопила, когда ее затаскивали в кабину; schieben — толкать). Es war, als würde Vieh verladen (казалось, будто грузили скот; das Vieh). Die andern Fahrgäste lachten sie aus (остальные пассажиры смеялись над ней; auslachen — высмеивать).
»Dort hinauf soll ich (я должна ехать туда наверх)?« rief sie (кричала она). »Wenn nun das Seil reißt (а если оборвется канат)?«
»Dieserhalb sind zwei Reserveseile da (на такой случай предусмотрено два запасных каната)«, meinte der Schaffner (сказал кондуктор).
»Und wenn die Reserveseile reißen (а если запасные канаты порвутся)?«
»Dann steigen wir auf freier Strecke aus (тогда высадимся на полпути; die Strecke — расстояние, протяжение, дистанция; auf freier Strecke — междудвумястанциями, наперегоне)«, behauptete Hagedorn (заявил Хагедорн).
Sie randalierte weiter, bis Hilde sagte (она продолжала шуметь, пока Хильда не сказала; randalieren — шуметь, скандалить, дебоширить, буянить; der Randál — шум, скандал, дебош): »Liebe Tante, willst du denn, dass wir andern ohne dich abstürzen (милая тетя, ты хочешь, чтобы все мы сорвались /в пропасть/ без тебя)?«
Frau Kunkel verstummte augenblicklich, blickte ihre Nichte und Herrn Schulze treuherzig an und schüttelte den Kopf (фрау Кункель тотчас умолкла, преданно посмотрела на племянницу и господина Шульце и покачала головой; der Augenblick — мгновение). »Nein«, sagte sie sanft wie ein Lamm (сказала она кротко, как агнец; das Lamm — ягненок), »dann will ich auch nicht weiterleben (тогда я тоже не хочу продолжать жить).«
Der Wagen hob sich und glitt aus der Halle (кабина поднялась и скользнула из ангара; gleiten). Während der ersten zehn Minuten hielt Tante Julchen die Augen fest zugekniffen (первые десять минут тетя Юлечка держала глаза крепко зажмуренными; kneifen — щипать; die Augen zukneifen — зажмуритьглаза). Jedesmal, wenn man, schaukelnd und schwankend, einen der Pfeiler passierte, bewegte sie lautlos die Lippen (каждый раз, когда кабина, трясясь и раскачиваясь, проезжала мимо опорной мачты, она беззвучно шевелила губами; schaukeln — качаться, раскачиваться; schwanken — шататься; качаться, колебаться, колыхаться).
Die Hälfte der Strecke war ungefähr vorüber (примерно половину пути миновали). Sie hob vorsichtig die Lider und blinzelte durchs Fenster (она осторожно подняла веки и, прищурив глаза, поглядела в окно; blinzeln — жмуриться, щуритьглаза). Man schwebte gerade hoch über einem mit Felszacken, Eissäulen und erstarrten Sturzbächen reichhaltig ausgestatteten Abgrund (они как раз висели над пропастью, обильно оснащенной зубцами скал, ледяными столбами и застывшими водопадами; der Abgrund; der Felszacken; die Eissäule). Die andern Fahrgäste schauten andächtig in die grandiose Tiefe (все пассажиры сосредоточенно смотрели в бездну; grandiós — грандиозный, величественный; die Andacht — благоговение). Tante Julchen stöhnte auf, und ihre Zähne schlugen gegeneinander (тетя Юлечка постанывала и стучала зубами: «ее зубы стучали друг о друга»; stöhnen — стонать; aufstöhnen — застонать).
192. Als Frau Kunkel die Talstation der Drahtseilbahn erblickte, riss sie sich los. Die Männer mussten sie wieder einfangen. Sie strampelte und jammerte, als man sie in den Wagen schob. Es war, als würde Vieh verladen. Die andern Fahrgäste lachten sie aus.
»Dort hinauf soll ich?« rief sie. »Wenn nun das Seil reißt?«
»Dieserhalb sind zwei Reserveseile da«, meinte der Schaffner.
»Und wenn die Reserveseile reißen?«
»Dann steigen wir auf freier Strecke aus«, behauptete Hagedorn.
Sie randalierte weiter, bis Hilde sagte: »Liebe Tante, willst du denn, dass wir andern ohne dich abstürzen?«
Frau Kunkel verstummte augenblicklich, blickte ihre Nichte und Herrn Schulze treuherzig an und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie sanft wie ein Lamm, »dann will ich auch nicht weiterleben.«
Der Wagen hob sich und glitt aus der Halle. Während der ersten zehn Minuten hielt Tante Julchen die Augen fest zugekniffen. Jedesmal, wenn man, schaukelnd und schwankend, einen der Pfeiler passierte, bewegte sie lautlos die Lippen.
Die Hälfte der Strecke war ungefähr vorüber. Sie hob vorsichtig die Lider und blinzelte durchs Fenster. Man schwebte gerade hoch über einem mit Felszacken, Eissäulen und erstarrten Sturzbächen reichhaltig ausgestatteten Abgrund. Die andern Fahrgäste schauten andächtig in die grandiose Tiefe. Tante Julchen stöhnte auf, und ihre Zähne schlugen gegeneinander.
193. »Sind Sie aber ein Angsthase (ну и трусишка же Вы; der Angsthase; die Angst — страх; der Hase — заяц)!« meinte Schulze ärgerlich (раздраженно сказал Шульце).
Sie war empört (она была возмущена). »Ich kann Angst haben, so viel ich will (могу бояться сколько хочу)! Warum soll ich denn mutig sein (почему я должна быть храброй)? Wie komme ich dazu (с чего)? Mut ist Geschmackssache (храбрость — дело вкуса; der Mut). Habe ich Recht, meine Herrschaften (разве я не права, мои господа)? Wenn ich General wäre, meinetwegen (если б я была генералом — извольте; der Generál)! Das ist etwas anderes (это другое дело). Aber so (но так)? Als meine Schwester und ich noch Kinder waren (когда мы с сестрой были еще детьми) — meine Schwester ist in Halle an der Saale verheiratet, recht gut sogar, mit einem Oberpostinspektor (сестра моя вышла замуж, даже очень удачно, в /городе/ Галле на /реке/ Зале за старшего почтового инспектора; der Oberpostinspéktor), Kinder haben sie auch, zwei Stück, die sind nun auch schon lange aus der Schule, was wollte ich eigentlich sagen (есть дети, двое, они, правда, уже давно кончили школу, да, что это я хотела сказать; das Stück — штука, кусок)? Richtig, ich weiß schon wieder (точно, я уже вспомнила) — damals waren wir in den großen Ferien auf einem Gut (тогда, в летние каникулы мы были на одной крестьянской ферме; das Gut) — es gehörte einem entfernten Onkel von unserem Vater (она принадлежала очень дальнему дяде нашего отца), eigentlich waren sie nur Jugendfreunde und gar nicht verwandt, aber wir Mädchen nannten ihn Onkel (они, собственно, были друзьями юности, а вовсе не родственниками, но мы, девочки, звали его дядей; die Jugend — юность), später musste er das Gut verkaufen, denn die Landwirte haben es sehr schwer, aber das wissen Sie ja alle (потом ему пришлось продать ферму, крестьянам очень трудно, да все Вы это знаете; der Landwirt — фермер), vielleicht ist er auch schon tot, wahrscheinlich sogar, denn ich bin heute (может, он уже умер, даже вполне вероятно, ведь мне сейчас) — natürlich muss er tot sein, denn hundertzwanzig Jahre alt wird doch kein Mensch, es gibt natürlich Ausnahmen, vor allem in der Türkei, habe ich gelesen (ну конечно, умер, до ста двадцати лет никто не доживает, правда, есть исключения, особенно в Турции, я читала; die Ausnahme). Oh, mein Kopf (о, моя голова)! Ich hätte gestern Nacht nicht so viel trinken sollen, ich bin es nicht gewöhnt, außerdem habe ich fremde Herren zum Tanz engagiert (не надо было столько пить вчера вечером, ведь я к этому не привыкла, да еще я звала танцевать незнакомых господ; engagieren — приглашать/натанец/; [ангажирн]). Sie können mich totschlagen, ich habe keine Ahnung mehr, es ist schauderhaft, was einem in so einem Zustande alles passieren kann (Вы можете меня убить, но я понятия не имею, просто жутко, что может произойти с человеком в таком состоянии; der Schauder — дрожь, озноб; ужас; содрогание)...«
Bums! Die Drahtseilbahn hielt (канатная дорога остановилась; halten— держать; останавливаться). Man war an der Gipfelstation angelangt (они прибыли на верхнюю станцию; der Gipfel— вершина). Die Fahrgäste stiegen laut lachend aus (пассажиры выходили /из кабины/, громко смеясь).
»Die alte Frau hat den Höhenrausch (у пожилой женщины высотная болезнь; die Höhe — высота; der Rausch — опьянение)«, sagte ein Skifahrer (сказал один лыжник).
»Ach wo (да бросьте, да что Вы)«, antwortete ein anderer (ответил другой). »Sie ist noch von gestern Abend besoffen (она еще со вчерашнего вечера пьяна: «напившаяся»)!«
193. »Sind Sie aber ein Angsthase!« meinte Schulze ärgerlich.
Sie war empört. »Ich kann Angst haben, so viel ich will! Warum soll ich denn mutig sein? Wie komme ich dazu? Mut ist Geschmackssache. Habe ich Recht, meine Herrschaften? Wenn ich General wäre, meinetwegen! Das ist etwas anderes. Aber so? Als meine Schwester und ich noch Kinder waren — meine Schwester ist in Halle an der Saale verheiratet, recht gut sogar, mit einem Oberpostinspektor, Kinder haben sie auch, zwei Stück, die sind nun auch schon lange aus der Schule, was wollte ich eigentlich sagen? Richtig, ich weiß schon wieder — damals waren wir in den großen Ferien auf einem Gut — es gehörte einem entfernten Onkel von unserem Vater, eigentlich waren sie nur Jugendfreunde und gar nicht verwandt, aber wir Mädchen nannten ihn Onkel, später musste er das Gut verkaufen, denn die Landwirte haben es sehr schwer, aber das wissen Sie ja alle, vielleicht ist er auch schon tot, wahrscheinlich sogar, denn ich bin heute — natürlich muss er tot sein, denn hundertzwanzig Jahre alt wird doch kein Mensch, es gibt natürlich Ausnahmen, vor allem in der Türkei, habe ich gelesen. Oh, mein Kopf! Ich hätte gestern nacht nicht so viel trinken sollen, ich bin es nicht gewöhnt, außerdem habe ich fremde Herren zum Tanz engagiert. Sie können mich totschlagen, ich habe keine Ahnung mehr, es ist schauderhaft, was einem in so einem Zustande alles passieren kann ...«
Bums! Die Drahtseilbahn hielt. Man war an der Gipfelstation angelangt. Die Fahrgäste stiegen laut lachend aus.
»Die alte Frau hat den Höhenrausch«, sagte ein Skifahrer.
»Ach wo«, antwortete ein anderer. »Sie ist noch von gestern Abend besoffen!«
194. Tante Julchen und die beiden älteren Herren machten es sich in den Liegestühlen bequem (тетя Юлечка и оба пожилых господина удобно устроились в шезлонгах).
»Willst du nicht erst das Panorama bewundern, liebe Tante (тебе не хочется полюбоваться видом /на горы/, дорогая тетушка)?« fragte Hilde. Sie stand neben Hagedorn an der Brüstung und blickte in die Runde (она стояла рядом с Хагедорном у парапета и любовалась панорамой; die Brüstung).
»Lasst mich mit euren Bergen zufrieden (оставьте меня в покое с вашими горами)!« knurrte die Tante, faltete die Hände überm Kostüm Jackett und sagte (проворчала тетя, сложила руки на животе и добавила): »Ich liege gut (мне хорошо лежится).«
»Ich glaube, wir stören (я думаю, мы мешаем)«, flüsterte Hagedorn (прошептал Хагедорн).
Schulze hatte scharfe Ohren (у Шульце был острый слух). »Macht, dass ihr fortkommt (а ну-ка убирайтесь: «сделайте, чтобы вы ушли прочь»)!« befahl er (приказал он; befehlen). »Aber in einer Stunde seid ihr zurück, sonst raucht's (но чтобы через час вернулись, а то Вам достанется: «иначе будет дымиться»;rauchen — курить, дымить)! Kehrt, marsch (кругом, марш)!« Dann fiel ihm noch etwas ein (тут ему еще кое-что пришло в голову). »Fritz! Vergiss nicht, dass ich Mutterstelle an dir vertrete (не забывай, что я занимаю при тебе должность матери)!«
»Mein Gedächtnis hat seit gestern sehr gelitten (со вчерашнего дня моя память очень пострадала; leiden)«, erklärte der junge Mann (заявил молодой человек). Dann folgte er Hilde (и последовал за Хильдой). Doch er wurde noch einmal aufgehalten (но его еще раз задержали; halten— держать; aufhalten— задерживать). Aus einem Liegestuhl streckte sich ihm eine Frauenhand entgegen (с одного шезлонга навстречу ему протянулась женская рука). Es war die Mallebré (это была Маллебре). »Servus, Herr Doktor (привет, господин доктор)!« sagte sie und ließ hierbei ihre schöne Altstimme vibrieren (произнесла она и заставила при этом вибрировать свой красивый контральто = произнесла она красивым вибрирующим контральто). Sie sah resigniert in seine Augen (она смиренно посмотрела ему в глаза; resigniert — примирившийся /с судьбой/, удовлетворившийся малым, покорный /судьбе/; разочарованный; смиренный; сознающий своебессилие). »Darf ich Sie mit meinem Mann bekannt machen (могу я познакомить Вас с моим мужем)? Er kam heute Morgen an (он приехал сегодня утром).«
»Welch freudige Überraschung (какой приятный сюрприз)!« meinte Hagedorn und begrüßte einen eleganten Herrn mit schwarzem Schnurrbart und müdem Blick (сказал Хагедорн и поприветствовал элегантного господина с черными усами и утомленным взглядом).
»Ich habe schon von Ihnen gehört (я уже наслышан о Вас)«, sagte Herr von Mallebré (сказал господин фон Маллебре). »Sie sind der Gesprächsstoff dieser Saison (Вы — притча во языцех этого сезона; der Gesprächsstoff — темадляобсуждения, предметразговора). Meine Verehrung (мое почтение)!«
194. Tante Julchen und die beiden älteren Herren machten es sich in den Liegestühlen bequem.
»Willst du nicht erst das Panorama bewundern, liebe Tante?« fragte Hilde. Sie stand neben Hagedorn an der Brüstung und blickte in die Runde.
»Lasst mich mit euren Bergen zufrieden!« knurrte die Tante, faltete die Hände überm Kostüm Jackett und sagte: »Ich liege gut.«
»Ich glaube, wir stören«, flüsterte Hagedorn.
Schulze hatte scharfe Ohren. »Macht, dass ihr fortkommt!« befahl er. »Aber in einer Stunde seid ihr zurück, sonst raucht's! Kehrt, marsch!« Dann fiel ihmnoch etwas ein. »Fritz! Vergiss nicht, dass ich Mutterstelle an dir vertrete!«
»Mein Gedächtnis hat seit gestern sehr gelitten«, erklärte der junge Mann. Dann folgte er Hilde. Doch er wurde noch einmal aufgehalten. Aus einem Liegestuhl streckte sich ihm eine Frauenhand entgegen. Es war die Mallebré. »Servus, Herr Doktor!« sagte sie und ließ hierbei ihre schöne Altstimme vibrieren. Sie sah resigniert in seine Augen. »Darf ich Sie mit meinem Mann bekannt machen? Er kam heute Morgen an.«
»Welch freudige Überraschung!« meinte Hagedorn und begrüßte einen eleganten Herrn mit schwarzem Schnurrbart und müdem Blick.
»Ich habe schon von Ihnen gehört«, sagte Herr von Mallebré. »Sie sind der Gesprächsstoff dieser Saison. Meine Verehrung!«
195. Hagedorn verabschiedete sich rasch und folgte Hilde, die am Fuß der Holztreppe im Schnee stand und wartete (Хагедорн быстро распрощался и пошел к Хильде, которая стояла в снегу у подножия деревянной лестницы и ждала). »Schon wieder eine Anbeterin (еще одна поклонница; jemanden anbeten — поклонятьсякому-либо; beten — молиться)?« fragte sie.
Er zuckte die Achseln (он пожал плечами). »Sie wollte von mir gerettet werden (она хотела, чтобы я ее спас: «быть мною спасенной»)«, berichtete er (сообщил он). »Sie leidet an chronischer Anpassungsfähigkeit (она страдает хронической приспособляемостью). Da ihre letzten Liebhaber mehr oder weniger oberflächlicher Natur waren (так как ее последние любовники были натуры более или менее поверхностные), entschloss sie sich, die Verwahrlosung ihres reichen Innenlebens befürchtend, zu einer Radikalkur (то она решилась на радикальное лечение, боясь, что ее богатая духовная жизнь захиреет, оставшись без присмотра; die Verwahrlosung — запущенность, заброшенность, отсутствиеприсмотра; verwahrlosen — остаться без присмотра; прийти в состояние запущенности). Sie wollte sich an einem wertvollen Menschen emporranken (она хотела прильнуть к полноценному человеку; wertvoll — ценный; der Wert — ценность; empór — вверх, кверху; ranken — пускать усики /о растениях/; виться; виться, обвиваться; die Ranke — усик /ползучего растения/). Der wertvolle Mensch sollte ich sein (и этим драгоценным человеком должен был стать я). Aber nun ist ja der Gatte eingetroffen (но тут прибыл супруг; eintreffen)!«
Sie kreuzten den Weg, der zur Station hinunterführte (они пересекли дорогу, ведущую к станции). Der nächste Wagen war eben angekommen (только что прибыла следующая кабина). Allen Fahrgästen voran kletterte Frau Casparius ins Freie (впереди всех пассажиров на свободу вылезла фрау Каспариус).
Dann steckte sie burschikos die Hände in die Hosentaschen und stiefelte eifrig zum Hotel empor (она непринужденно засунула руки в карманы и она энергично зашагала к отелю; der Eifer — пыл, усердие). Hinter ihr, mit zwei Paar Schneeschuhen bewaffnet, ächzte Lenz aus Köln (вслед за ней, оснащенный двумя парами лыж, пыхтел Ленц из Кёльна; die Waffe — оружие; bewaffnen — вооружать).
Die blonde Bremerin erblickte Hagedorn und Hilde, kriegte böse Augen und rief (бременская блондинка заметила Хагедорна и Хильду, зло посмотрела на них: «получила злые глаза» и крикнула): »Hallo, Doktor! Was machen Ihre kleinen Katzen (как поживают Ваши маленькие кошечки)? Grüßen Sie sie von mir (передайте им от меня привет)!« Sie verschwand mit Riesenschritten im Hotel (и гигантскими шагами она удалилась в отель; der Riese — великан).
195. Hagedorn verabschiedete sich rasch und folgte Hilde, die am Fuß der Holztreppe im Schnee stand und wartete. »Schon wieder eine Anbeterin?« fragte sie.
Er zuckte die Achseln. »Sie wollte von mir gerettet werden«, berichtete er. »Sie leidet an chronischer Anpassungsfähigkeit. Da ihre letzten Liebhaber mehr oder weniger oberflächlicher Natur waren, entschloss sie sich, die Verwahrlosung ihres reichen Innenlebens befürchtend, zu einer Radikalkur. Sie wollte sich an einem wertvollen Menschen emporranken. Der wertvolle Mensch sollte ich sein. Aber nun ist ja der Gatte eingetroffen!«
Sie kreuzten den Weg, der zur Station hinunterführte. Der nächste Wagen war eben angekommen. Allen Fahrgästen voran kletterte Frau Casparius ins Freie.
Dann steckte sie burschikos die Hände in die Hosentaschen und stiefelte eifrig zum Hotel empor. Hinter ihr, mit zwei Paar Schneeschuhen bewaffnet, ächzte Lenz aus Köln.
Die blonde Bremerin erblickte Hagedorn und Hilde, kriegte böse Augen und rief: »Hallo, Doktor! Was machen Ihre kleinen Katzen? Grüßen Sie sie von mir!« Sie verschwand mit Riesenschritten im Hotel.
196. Hildegard ging schweigend neben Fritz her (Хильдегард молча шла рядом с Фрицем). Erst als sie, nach einer Wegbiegung, allein waren, fragte sie (только когда за поворотом дороги они оказались одни, она спросила): »Wollte diese impertinente Person ebenfalls gerettet werden (эта нахальная особа также хотела быть спасенной; impertinént)?«
Hagedorns Herz hüpfte (сердце у Хагедорна запрыгало). »Sie ist schon eifersüchtig (она уже ревнует; die Eifersucht — ревность)«, dachte er gerührt (растроганно подумал он; rühren — двигать, шевелить; растрогать, умилять). Dann sagte er (затем он сказал): »Nein. Sie hatte andere Pläne (у нее были другие планы). Sie erklärte, dass wir jung, blühend und gesund seien (она заявила, что мы молоды, цветущи и здоровы). So etwas verpflichte (такое обязывает; diePflicht— обязанность). Platonische Vorreden seien auf ein Mindestmaß zu beschränken (платонические предисловия следует ограничить до минимума; die Vorrede; das Mindestmaß — «минимальнаямера»).«
»Und was wollte sie mit Ihren Katzen (а что было с кошками)?«
»Vor einigen Tagen klopfte es an meiner Tür (несколько дней назад ко мне постучали). Ich rief ‚Herein!’, weil ich dachte, es sei Eduard (я крикнул: «Войдите», потому что думал, что это Эдуард). Es war aber Frau Casparius (но это была фрау Каспариус). Sie legte sich auf den kostbaren Perserteppich und spielte mit den Kätzchen (она улеглась на роскошный персидский ковер и стала играть с котятами). Später kam dann Eduard, und da ging sie wieder (потом пришел Эдуард, и она удалилась). Sie heißt Hortense (ее зовут Гортензия).«
»Das ist ja allerhand (вот это да)«, meinte Hildegard. »Ich glaube, Herr Doktor, auf Sie müsste jemand aufpassen (мне кажется, господин доктор, за Вами надо присматривать). Sie machen sonst zu viel Dummheiten (иначе Вы наделаете глупостей).«
Er nickte verzweifelt (он безутешно кивнул). »So geht es auf keinen Fall weiter (но этого ни в коем случае не повторится). Das heißt (то есть): Eduard passt ja auf mich auf (Эдуард ведь присматривает за мной).«
»Eduard?« fragte sie höhnisch (насмешливо/язвительно спросила она; der Hohn — насмешка, издевка; ирония). »Eduard ist nicht streng genug (Эдуард недостаточно строг). Außerdem ist das keine Aufgabe für einen Mann (кроме того, это задача не для мужчины)!«
»Wie Recht Sie haben (как Вы правы)!« rief er. »Aber wer soll es sonst tun (но кто иначе будет это делать)?«
»Versuchen Sie's doch einmal mit einem Inserat (попробуйте-ка поместить объявление; das Inserát — объявление /в газете, журнале/)«, schlug sie vor (предложила она; v orschlagen). »Kinderfrau gesucht (требуется бонна)!«
»Kinderfräulein (няня-студентка)«, verbesserte er gewissenhaft (поправил он добросовестно = уточняя; das Gewissen — совесть). »Kost und Logis gratis (на полном пансионе: «питание и проживание бесплатно»). Liebevolle Behandlung zugesichert (ласковое обращение гарантировано).«
196. Hildegard ging schweigend neben Fritz her. Erst als sie, nach einer Wegbiegung, allein waren, fragte sie: »Wollte diese impertinente Person ebenfalls gerettet werden?«
Hagedorns Herz hüpfte. »Sie ist schon eifersüchtig«, dachte er gerührt. Dann sagte er: »Nein. Sie hatte andere Pläne. Sie erklärte, dass wir jung, blühend und gesund seien. So etwas verpflichte. Platonische Vorreden seien auf ein Mindestmaß zu beschränken.«
»Und was wollte sie mit Ihren Katzen?«
»Vor einigen Tagen klopfte es an meiner Tür. Ich rief ‚Herein!’, weil ich dachte, es sei Eduard. Es war aber Frau Casparius. Sie legte sich auf den kostbaren Perserteppich und spielte mit den Kätzchen. Später kam dann Eduard, und da ging sie wieder. Sie heißt Hortense.«
»Das ist ja allerhand«, meinte Hildegard. »Ich glaube, Herr Doktor, auf Sie müsste jemand aufpassen. Sie machen sonst zu viel Dummheiten.«
Er nickte verzweifelt. »So geht es auf keinen Fall weiter. Das heißt: Eduard passt ja auf mich auf.«
»Eduard?« fragte sie höhnisch. »Eduard ist nicht streng genug. Außerdem ist das keine Aufgabe für einen Mann!«
»Wie recht Sie haben!« rief er. »Aber wer soll es sonst tun?«
»Versuchen Sie's doch einmal mit einem Inserat«, schlug sie vor. »Kinderfrau gesucht!«
»Kinderfräulein«, verbesserte er gewissenhaft. »Kost und Logis gratis. Liebevolle Behandlung zugesichert.«
197. »Jawohl!« sagte sie zornig (сказала она гневно; der Zorn — гнев). »Mindestens sechzig Jahre alt (не моложе шестидесяти лет; mindestens — самоеменьшее, какминимум)! Besitz eines Waffenscheins Vorbedingung (обязательное условие — наличие разрешения на ношение оружия; der Besitz; der Waffenschein; die Vorbedingung — предварительноеусловие; die Bedingung — условие; bedingen — обуславливать; das Ding — вещь)!« Sie verließ den Weg und stolperte, vor sich hinschimpfend, über ein blütenweißes Schneefeld (она сошла с дороги и затопала по белоснежной целине, ругаясь про себя; schimpfen — ругаться; die Blüte — цветение, цвет, цветок).
Er hatte Mühe, einigermaßen Schritt zu halten (он прилагал все усилия, чтобы не отставать; Schritt halten — держатьшаг, неотставать).
Einmal drehte sie sich um (один раз она обернулась; sich umdrehen). »Lachen Sie nicht (не смейтесь)!« rief sie außer sich (крикнула она гневно: «вне себя»). »Sie Wüstling (Вы, распутник)!« Dann rannte sie gehetzt weiter (и торопливо побежала дальше).
»Wollen Sie gleich stehen bleiben (сейчас же остановитесь)!« befahl er (приказал он).
In demselben Augenblick brach sie im Schnee ein (в это мгновение она провалилась в снег). Sie versank bis an die Hüften (она погрузилась по пояс; die Hüfte — бедро; versinken). Erst machte sie ein erschrockenes Gesicht (сначала она сделала испуганное лицо; erschrecken — пугаться). Dann begann sie wild zu strampeln (потом она начала отчаянно дрыгать ногами). Aber sie glitt immer tiefer in den Schnee (но она все глубже соскальзывала в снег; gleiten — скользить). Es sah aus, als gehe sie unter (это выглядело так, будто она тонет).
Hagedorn eilte zu Hilfe (Хагедорн поспешил на помощь). »Fassen Sie meine Hand an (хватайтесь за мою руку; etwas anfassen — хвататьсязачто-либо)!« sagte er besorgt (сказал он озабоченно). »Ich ziehe Sie heraus (я Вас вытащу).«
Sie schüttelte den Kopf (она замотала головой). »Unterstehen Sie sich (посмейте только)! Ich bin keine von denen, die sich retten lassen (я не из тех, кто позволяет, чтобы их спасали).« In ihren Augen standen Tränen (в ее глазах стояли слезы).
Nun war er nicht mehr zu halten (но его уже нельзя было остановить). Er bückte sich, packte zu, zog sie aus der Schneewehe, umfing sie mit beiden Armen und küsste sie auf den Mund (он нагнулся, схватил ее, вытащил из сугроба, обнял ее обеими руками и поцеловал в рот).
Später sagte sie (позже она сказала): »Du Schuft (ты негодяй; der Schuft)! Du Kanaille (каналья; die Kanáille [-nalje])! Du Halunke (мошенник; der Halunke)! Du Mädchenhändler (торговец женщинами; der Mädchenhändler)!« Und dann gab sie ihm den Kuss, ohne Abzüge, zurück (и после этого она возвратила ему поцелуй, без вычетов; der Abzug). Hierbei hämmerte sie anfangs mit ihren kleinen Fäusten auf seinen Schultern herum (при этом сначала она молотила его своими маленькими кулачками по плечам; die Faust — кулак). Später öffneten sich die Fäuste (позже кулачки разжались). Dafür schlossen sich, ganz allmählich, ihre Augen (зато закрылись, постепенно, ее глаза). Noch immer hingen kleine Tränen in den langen, dunklen Wimpern (на ее длинных темных ресницах еще висели маленькие слезинки; hängen; die Wimper).
197. »Jawohl!« sagte sie zornig. »Mindestens sechzig Jahre alt! Besitz eines Waffenscheins Vorbedingung!« Sie verließ den Weg und stolperte, vor sich hinschimpfend, über ein blütenweißes Schneefeld.
Er hatte Mühe, einigermaßen Schritt zu halten.
Einmal drehte sie sich um. »Lachen Sie nicht!« rief sie außer sich. »Sie Wüstling!« Dann rannte sie gehetzt weiter.
»Wollen Sie gleich stehen bleiben!« befahl er.
In demselben Augenblick brach sie im Schnee ein. Sie versank bis an die Hüften. Erst machte sie ein erschrockenes Gesicht. Dann begann sie wild zu strampeln. Aber sie glitt immer tiefer in den Schnee. Es sah aus, als gehe sie unter.
Hagedorn eilte zu Hilfe. »Fassen Sie meine Hand an!« sagte er besorgt. »Ich ziehe Sie heraus.«
Sie schüttelte den Kopf. »Unterstehen Sie sich! Ich bin keine von denen, die sich retten lassen.« In ihren Augen standen Tränen.
Nun war er nicht mehr zu halten. Er bückte sich, packte zu, zog sie aus der Schneewehe, umfing sie mit beiden Armen und küsste sie auf den Mund.
Später sagte sie: »Du Schuft! Du Kanaille! Du Halunke! Du Mädchenhändler!« Und dann gab sie ihm den Kuss, ohne Abzüge, zurück. Hierbei hämmerte sie anfangs mit ihren kleinen Fäusten auf seinen Schultern herum. Später öffneten sich die Fäuste. Dafür schlossen sich, ganz allmählich, ihre Augen. Noch immer hingen kleine Tränen in den langen, dunklen Wimpern.
198. »Na, wie war's (ну, как впечатления)?« fragte Schulze, als sie wiederkamen (спросил Шульце, когда они вернулись).
»Das lässt sich schwer beschreiben (это сложно описать: «дает себя тяжело описать»)«, sagte Hagedorn.
»Ja, ja«, meinte Herr Kesselhuth verständnisvoll (понимающе согласился Кессельгут). »Diese Gletscher und Durchblicke und Schneefelder überall (эти глетчеры, перевалы, снежные просторы — куда ни глянь; der Durchblick — вид/впросветемеждучем-либо/)! Da fehlen einem die Worte (для этого не хватит слов).«
»Vor allem die Schneefelder (особенно, снежные просторы)!« bestätigte der junge Mann (подтвердил молодой человек). Hilde sah ihn streng an (Хильда строго посмотрела на него; jemanden ansehen — /по/смотреть на кого-либо).
Tante Julchen erwachte gerade (тетя Юлечка как раз проснулась). Ihr Gesicht war rotgebrannt (ее лицо покраснело от загара). Sie gähnte und rieb sich die Augen (она зевнула и протерла глаза; reiben— тереть).
Hilde setzte sich und sagte (Хильда села и сказала): »Komm, Fritz! Neben mir ist noch ein Platz frei (рядом со мной есть местечко).«
Die Tante fuhr elektrisiert hoch (тетя подскочила, словно от удара током; elektrisieren — наэлектризовать). »Was ist denn passiert (что произошло)?«
»Nichts Außergewöhnliches (ничего необычайного)«, meinte das junge Mädchen (сказала девушка).
»Aber du duzt ihn ja (но ты же говоришь ему «ты»)!« rief die alte Frau (воскликнула пожилая женщина).
»Ich nehme das Ihrer Nichte nicht weiter übel (я ничуть не обижаюсь на Вашу племянницу)«, bemerkte Hagedorn (заметил Хагедорн).
»Er duzt mich ja auch (он мне тоже «тыкает»)!« sagte Hilde.
»Es ist an dem (дело в том)«, erklärte Fritz (объяснил Фриц). »Hilde und ich haben beschlossen, während der nächsten fünfzig Jahre zueinander du zu sagen (мы с Хильдой решили говорить друг другу «ты» ближайшие пятьдесят лет; beschließen)«.
»Und dann (а потом)?« fragte Tante Julchen.
»Dann lassen wir uns scheiden (потом мы разведемся: «дадим нас развести/разделить»)«, behauptete die Nichte (заявила племянница).
»Meine herzlichsten Glückwünsche (мои сердечные поздравления)!« rief Herr Kesselhuth erfreut (радостно воскликнул Кессельгут).
198. »Na, wie war's?« fragte Schulze, als sie wiederkamen.
»Das lässt sich schwer beschreiben«, sagte Hagedorn.
»Ja, ja«, meinte Herr Kesselhuth verständnisvoll. »Diese Gletscher und Durchblicke und Schneefelder überall! Da fehlen einem die Worte.«
»Vor allem die Schneefelder!« bestätigte der junge Mann. Hilde sah ihn streng an.
Tante Julchen erwachte gerade. Ihr Gesicht war rotgebrannt. Sie gähnte und rieb sich die Augen.
Hilde setzte sich und sagte: »Komm, Fritz! Neben mir ist noch ein Platz frei.«
Die Tante fuhr elektrisiert hoch. »Was ist denn passiert?«
»Nichts Außergewöhnliches«, meinte das junge Mädchen.
»Aber du duzt ihn ja!« rief die alte Frau.
»Ich nehme das Ihrer Nichte nicht weiter übel«, bemerkte Hagedorn.
»Er duzt mich ja auch!« sagte Hilde.
»Es ist an dem«, erklärte Fritz. »Hilde und ich haben beschlossen, während der nächsten fünfzig Jahre zueinander du zu sagen«.
»Und dann?« fragte Tante Julchen.
»Dann lassen wir uns scheiden«, behauptete die Nichte.
»Meine herzlichsten Glückwünsche!« rief Herr Kesselhuth erfreut.
199. Während die Tante noch immer nach Luft rang, fragte Schulze (пока тетя жадно ловила воздух, Шульце спросил; nach Atem ringen — жадноловитьвоздух, пытатьсявдохнуть; ringen — бороться): »Liebes Fräulein, haben Sie zufällig irgendwelche Angehörigen (милая фройляйн, у Вас случайно есть какие-либо родственники)?«
»Ich bin so frei (с Вашего разрешения)«, erklärte das junge Mädchen. »Ich bin zufällig im Besitz eines Vaters (случайным образом, я нахожусь во владении отца = располагаю отцом).«
Hagedorn fand das sehr gelungen (Хагедорн нашел это очень удачным = Хагедорн подумал, что все складывается удачно; gelingen — удаваться). »Ist er wenigstens nett (он хотя бы симпатичный)?« fragte er.
»Es lässt sich mit ihm auskommen (с ним можно ладить)«, meinte Hilde. »Er hat glücklicherweise sehr viele Fehler (к счастью, у него очень много недостатков). Das hat seine väterliche Autorität restlos untergraben (это в конец подорвало его отцовский авторитет; die Autorität).«
»Und wenn er mich nun absolut nicht leiden kann (ну а если он меня на дух не примет; jemanden leiden — терпеть, выноситького-либо)?« fragte der junge Mann bekümmert (озабоченно спросил молодой человек). »Vielleicht will er, dass du einen Bankdirektor heiratest (может, ему хочется, чтобы ты вышла за директора банка). Oder einen Tierarzt aus der Nachbarschaft (или за ветеринарного врача, /живущего/ по соседству; die Nachbarschaft — соседство; der Nachbar — сосед; der Tierarzt). Oder einen Studienrat, der ihm jeden Morgen in der Straßenbahn gegenüber sitzt (или за школьного учителя, напротив которого он каждое утро сидит в трамвае; der Studienrat). Das ist alles schon vorgekommen (так уже бывало в жизни; vorkommen— случаться, происходить). Na, und wenn er erst hört, dass ich nicht einmal eine Anstellung habe (а когда он узнает, что у меня даже нет работы)!«
»Du wirst schon eine finden (работу ты найдешь)«, tröstete Hilde (утешила его Хильда). »Und wenn er dann noch etwas dagegen hat, grüßen wir ihn auf der Straße nicht mehr (если же он и потом будет против, мы перестанем здороваться с ним на улице). Das kann er nämlich nicht leiden (а этого он не выносит).«
199. Während die Tante noch immer nach Luft rang, fragte Schulze: »Liebes Fräulein, haben Sie zufällig irgendwelche Angehörigen?«
»Ich bin so frei«, erklärte das junge Mädchen. »Ich bin zufällig im Besitz eines Vaters.«
Hagedorn fand das sehr gelungen. »Ist er wenigstens nett?« fragte er.
»Es lässt sich mit ihm auskommen«, meinte Hilde. »Er hat glücklicherweise sehr viele Fehler. Das hat seine väterliche Autorität restlos untergraben.«
»Und wenn er mich nun absolut nicht leiden kann?« fragte der junge Mann bekümmert. »Vielleicht will er, dass du einen Bankdirektor heiratest. Oder einen Tierarzt aus der Nachbarschaft. Oder einen Studienrat, der ihm jeden Morgen in der Straßenbahn gegenüber sitzt. Das ist alles schon vorgekommen. Na, und wenn er erst hört, dass ich nicht einmal eine Anstellung habe!«
»Du wirst schon eine finden«, tröstete Hilde. »Und wenn er dann noch etwas dagegen hat, grüßen wir ihn auf der Straße nicht mehr. Das kann er nämlich nicht leiden.«
200. »Oder wir machen ihn so rasch wie möglich zum zehnfachen Großvater (или мы сделаем его как можно быстрее десятикратным дедом)«, erwog Fritz (сообразил Фриц; erwägen — взвешивать; обдумывать, соображать). »Und dann stecken wir alle zehn Kinder in seinen Briefkasten (и сунем весь десяток детей в его почтовый ящик; der Briefkasten). Das wirkt immer (это всегда действует).«
Tante Julchen riss den Mund auf und hielt sich die Ohren zu (тетя Юлечка разинула рот и заткнула уши; aufreißen — распахивать).
Schulze sagte: »So ist's recht (вот это правильно)! Ihr werdet ihn schon kleinkriegen, den ollen Kerl (Вы его одолеете, старого черта)!«
Herr Kesselhuth hob abwehrend die Hand (господин Кессельгут предостерегающе поднял руку). »Sie sollten von Herrn Schulze nicht so abfällig sprechen, Herr Schulze (Вам не следует, господин Шульце, так нелестно отзываться о господине Шульце)!«
Tante Julchen wurde es zu viel (для тети Юлечки это было уже слишком). Sie stand auf und wollte nach Bruckbeuren zurück (она встала и собралась назад в Брукбойрен). »Aber mit der Drahtseilbahn fahre ich nicht (но канатной дорогой я не поеду)!«
»Zu Fuß ist die Strecke noch viel gefährlicher (пешком дорога еще опаснее)«, sagte Hagedorn. »Außerdem dauert es vier Stunden (кроме того, это займет четыре часа).«
»Dann bleibe ich hier oben und warte bis zum Frühling (тогда я останусь здесь наверху и дождусь весны)«, erklärte die Tante kategorisch (категорически заявила тетя).
»Ich habe doch aber schon die Rückfahrkarten gelöst (но я уже купил всем обратные билеты)!« meinte Herr Kesselhuth. »Soll denn Ihr Billett verfallen (неужели Ваш билет пропадет)?«
Tante Julchen rang mit sich (тетя Юлечка боролась с собой). Es war ergreifend anzusehen (это было захватывающее зрелище). Endlich sagte sie (наконец, она сказала): »Das ist natürlich etwas anderes (ну тогда, конечно, другое дело).« Und dann schritt sie als erste zur Station (и первой зашагала к станции).
Sparsamkeit macht Helden (бережливость рождает героев; die Sparsamkeit; der Held; sparen — экономить).
200. »Oder wir machen ihn so rasch wie möglich zum zehnfachen Großvater«, erwog Fritz. »Und dann stekken wir alle zehn Kinder in seinen Briefkasten. Das wirkt immer.«
Tante Julchen riss den Mund auf und hielt sich die Ohren zu.
Schulze sagte: »So ist's recht! Ihr werdet ihn schon kleinkriegen, den ollen Kerl!«
Herr Kesselhuth hob abwehrend die Hand. »Sie sollten von Herrn Schulze nicht so abfällig sprechen, Herr Schulze!«
Tante Julchen wurde es zu viel. Sie stand auf und wollte nach Bruckbeuren zurück. »Aber mit der Drahtseilbahn fahre ich nicht!«
»Zu Fuß ist die Strecke noch viel gefährlicher«, sagte Hagedorn. »Außerdem dauert es vier Stunden.«
»Dann bleibe ich hier oben und warte bis zum Frühling«, erklärte die Tante kategorisch.
»Ich habe doch aber schon die Rückfahrkarten gelöst!« meinte Herr Kesselhuth. »Soll denn Ihr Billett verfallen?«
Tante Julchen rang mit sich. Es war ergreifend anzusehen. Endlich sagte sie: »Das ist natürlich etwas anderes.« Und dann schritt sie als erste zur Station.
Sparsamkeit macht Helden.