Wenn sie wusste, dass es so passiert, würde Alja das nie tun. Wozu sollte sie ihm Briefe schreiben? Das kann sie zu gar nichts brauchen. Offensichtlich, las er sie nicht, sondern warf sofort sie in den Korb weg, und Alja stellte sich sogar vor, wie er dabei lachte. Manchmal lachte, wenn die Laune gut war, und ein anderes Mal ärgerte er sich über diese Aufdringlichkeit.

Aber es ist das passiert, was passiert ist. Er wurde stark krank – es ergab sich die Komplikation auf die Beine nach der Grippe. Er lag zu Hause allein, niemand brauchte ihn. Als er gesund war, die Tür hängte auf den Türangeln nicht, Freunde, Freundinnen, Gesang mit der Gitarre, Festessen. Und jetzt ist niemand hier. Ihm wurde einsam, weil die Freunde, die sich neben ihm drängten, alle sofort beschäftigt wurden. Sie kamen nur von Zeit zu Zeit für einige Minuten bei ihm vorbei. Das Telefon klingelte immer seltener.

Alja hörte auf noch früher, bereits vor seiner Krankheit zu schreiben, als sie verstand, dass sie mit ihrer Aufmerksamkeit ihn ermüdet. Damals hat er das nicht bemerkt, und jetzt hat er sich an sie, an ihre Briefe erinnert, die er von Zeit zu Zeit las, bevor sie in den Korb wegzuwerfen. Er lag und erinnerte sich, welche Gedichte sie ihm schrieb. Die Gedichte sind natürliche keine Klassik, aber herzlich, zärtlich, innig. Und ihm war es lächerlich. Jetzt fehlt es an.

Er lernte sie zufällig durch seinen Freund kennen. Er hat mit ihr ein paar Tage verbracht, und wurde von diesen Treffen müde. Es schien ihm, dass sie ganz Auge ist, in dem es eine unverhohlene Begeisterung gibt. Es war zuerst interessant, dass er jemandem solche Bewunderung abnötigt, danach ärgerte nur ihre Entzückung. Er mag Mädchen mit Verve, mit der Heimlichkeit, mit dem Geheimnis. Und hier war nichts dergleichen. Der Mann kämpft gern, erschwingt gern, und hier ist schon alles sofort kampflos erobert. Nicht interessant.

Die Seele ist offen, wie eine Kamille unter der Sonne, und glänzt mit ihrem gelben offenen Herzen und schneeweißen Blumenblättern-Wimpern. Sie verstand damals nicht, dass man mit weißen Blumenblättern ihr grelles Herz leicht bedecken muss, es blendet die Augen, und deswegen sieht man viel nicht.

Aber Alja ist so, offenherzig, einfach, harmlos. Wie sie meint, so verhält sie sich auch. Sie hat keine stummen Gedanken. Sie erstellt keinen Algorithmus der Verhältnisse. Und man muss das tun. Viele Leute haben ihr darüber gesagt, aber sie verstand nicht, wofür all das nötig ist: Verschlossenheit, Listigkeit, Geheimnis. Sie lebt und verhält sich mit der Seele. Und die Seele ist bei ihr offenherzig und rein.

Unter den verbliebenen Briefen, die er nicht geschafft hat, in den Korb wegzuwerfen, suchte er nach ihrer Adresse und schrieb ihr einen warmherzigen Brief darüber, dass er sich sehnt, auf ihre neuen Gedichte wartet und überhaupt nichts gegen das Treffen hat.

Er hat ihr über seine Krankheit, darüber, wie viel er sich anders überlegt hat, viel anders verstanden hat, erzählt. Und Alja kam zu ihm. Ihre ehrfurchtsvolle Seele konnte an den Leiden nicht vorbeigehen. Und pflegte, behandelte ihn, half ihm, auf die Beine zu bringen.

Ihr Leben hat sich mit neuen Sorgen gefüllt. Sie hat die Masseurin eingestellt. Nach zwei Monaten ist er aufgestanden, aber war noch schwach. Alja sorgte darum, damit er die Morgengymnastik machte, und sorgte um die Ernährung. Er war ein gehorsamer Kranker. Aber er ärgerte sich oft an ihr.

Da konnte er vom Ärger an ihrer Richtigkeit nicht ermannen. Aber jetzt konnte er auch ohne sie nicht auskommen. Er bemühte sich, an sich zu halten. Zuerst hielt sie seine Ärgerlichkeit für die Folge der Krankheit, und dann sieht sie schon, dass es sich nicht um die Krankheit, sondern um sie handelt. Sie konnte anders nicht sein und deshalb, als er sich ganz wohl fühlte, seinen Überreiz fühlend, den er schon nicht verheimlichen konnte, ging Alja weg.

Sie ging weg, aber am Herzen blieb solche Bitterkeit für das ganze restliche Leben. Und das Unglück ist nicht darin, dass er sich mit ihr so verhalten hat, sondern darin, dass Alja zu einem andern Menschen nicht werden kann! Und solche wird sie alle ärgern.

Alja hat alles verstanden und beschlossen, dass sie allein wird. Sie kann nicht umdenken, sie kann auch sich nicht löschen, aber sie hat sich fest vorgenommen: sich nie mehr verlieben. Und sie wollte anders auch nicht sein. Ach, wozu, wozu… hat die Natur sie so geschaffen. Es gibt in der Natur einen Fuchs. Man sagt, dass sie schlau ist. Der Hase ist feige. Und wer von den Tieren ist so wie sie? Ich erinnere mich nicht daran.

Nur die Blume Kamille? Alja war aus der Familie der Kamillen.